Ende – Wie Loslassen mein Leben verändert

Ende

Aufhören, wenn es am schönsten ist. Diesen Spruch fand ich immer unglaublich blöd. Warum schöne Momente nicht so lange genießen, wie es geht? Wozu schon vorher aufhören? Genau das habe ich ganz lange nicht verstanden. Ein Ende finden. Situationen nicht künstlich in die Länge zu ziehen – bis es nicht mehr geht. Das natürliche Ende einfach zu ignorieren, zu übergehen, nicht sehen zu wollen.

Ein Ende hat für mich sofort etwas negatives. Ich denke direkt an Tod, an Trennung, an Vergänglichkeit. Mit all diesen Dingen wollte ich bis vor kurzem nichts zu tun haben, was natürlich lächerlich ist, denn all das ist unumgänglich. Und wird es besser, wenn ich mich dagegen sperre? Rhetorische Frage. Natürlich nicht. Im Gegenteil, das macht es sogar noch viel schlimmer. Es schmerzt so viel mehr, als es vielleicht sowieso tun würde. Aber das weiß ich erst jetzt. Jetzt nachdem ich so viel Drama, Tränen und Trotz hinter mir habe.

Einfach aufhören?

Wenn ich das so schreibe, dann klingt das plötzlich so einfach. Ende. Klar. Was soll daran so schwer sein? Aber mir einzugestehen, dass mein Leben vielleicht gar nicht in die Richtung läuft, die ich mir vorgestellt habe, war nicht mal eben so erledigt. Im Gegenteil. Dieser ganze Prozess hat sich über Monate gezogen und das sage ich nicht, um jemanden abzuschrecken, es auch zu probieren, sondern um Mut zu machen. Weil man eben nicht alles sofort können muss. Weil Entwicklung nicht von heute auf morgen geht. Entwicklung dauert das ganze Leben an. Bewusst oder unbewusst. Ich habe mich irgendwann für den bewussten Weg entschieden, der vielleicht nicht der einfachste, aber dafür aus meiner Sicht der effektivste ist.

Um Dinge zu beenden, musste ich zuerst herausfinden, was ich überhaupt beenden will. Was bremst mich? Was stört mich in meiner Weiterentwicklung? Woran kann ich arbeiten? So richtig lange musste ich nicht überlegen, weil ich es insgeheim schon wusste – aber, ach, so schlimm ist es eigentlich doch nicht. Ja, ungefähr so ging das Spiel ganz schön lange. Also zurück. Nochmal probieren. Komm schon, gesteh es dir einfach ein. Hm.

Das Ende der Ausreden

Okay. Ich habe Angst. Angst vorm Alleinsein. Angst vor Ablehnung. Angst vorm Versagen. Als ich das aufgeschrieben habe, war es raus. Kein Zurück mehr. Ein ganzes Wochenende habe ich damit verbracht mir diese Ängste genau anzuschauen. Was machen die eigentlich mit mir? Wie fühlt sich das an? Und woher kommen diese Gefühle überhaupt? Und dann einfach mal pure Ehrlichkeit. Aufrichtig zu mir selbst sein. Nicht wegschauen. Keine Ausreden mehr. Keine Widerrede.

Und dann endlich. Als ich meinen Ängsten das erste Mal Raum gegeben habe sie zu betrachten, sie anzunehmen, sie zuzulassen – genau in dem Augenblick konnte ich sie loslassen. Die Ängste gehören nicht zu mir. Ich habe sie erschaffen und mich an ihnen festgeklammert. Weil ich so für alles eine Entschuldigung hatte. Sie haben mich zwar eingeschränkt, aber gleichzeitig auch Schutz geboten. Diese Mauer bröckelt jetzt. Und als sie erstmal eingerissen war, habe ich erst gesehen, welche Schönheit sich dahinter verbirgt. Vor was ich mich selbst die ganze Zeit versperrt habe. Dieses Licht. Die Weite. Die Möglichkeiten.

Ein Ende bedeutet nämlich auch immer Neuanfang – und das klingt zwar ausgelutscht, ist aber nun mal die Wahrheit. So lange wir an irgendwas festhalten, die Augen verschließen und voller Angst vor Veränderung an einer Person, Situation oder einem Gefühl festhalten, so lange wird nichts passieren. Nichts. Wir geraten ins Stocken. Verschließen uns vor Neuem und verpassen so viele Chancen. Wenn dich das nicht stört, gut, aber ich wollte mehr. Mehr von meinem Leben.

Und dann kam Veränderung…

Seit dem besagten Wochenende, an dem ich ein Ende gewagt habe, hat sich unfassbar viel verändert. Ich habe ein ganz anderes Mindset, werde darauf angesprochen, warum ich so strahle und wie glücklich ich aussehen würde. Ich fühle mich verändert. Stark. Energetisch. Leidenschaftlich. Erfüllter. Plötzlich kommen neue interessante Menschen in mein Leben, Gelegenheiten eröffnen sich und ich habe das Gefühl, dass ich nichts dafür tun muss, außer zu sein. Ich sein. Wie konnte mir das jemals so schwer fallen?

Meinen Ängsten zu begegnen und sie loszulassen war der Anfang. Für mich ein ziemlich großer. Und das heißt nicht, dass ich keine Angst mehr habe, aber ich weiß jetzt besser mit ihr umzugehen. Loslassen gilt nicht nur für Gefühle, sondern auch für Menschen und Dinge. Anderes Level, gleicher Effekt. Versprochen!

Nichts ist für immer. Das ist gleichzeitig angsteinflößend und doch beruhigend. Denn so sehr ich mir wünsche, dass wunderschöne Momente niemals aufhören, so bin ich doch froh, dass erdrückende Augenblicke nicht endlos sind. Und deshalb ist freiwillig loslassen, egal ob gut oder schlecht, für mich der einzig sinnvolle Weg meines Seins.

Ein Ende hat für mich eine neue Bedeutung bekommen – Chance. Egal welchen Weg ich gehe, ich habe die Chance den Weg zu beenden und einen neuen einzuschlagen und das fühlt sich unglaublich gut und befreiend an. Alles was ich dafür tun muss ist Sein und Loslassen.

Ende.

Liked it? Take a second to support Serintogo on Patreon!
Become a patron at Patreon!

5 Kommentare

  1. Pingback: Krisensitzung - Selbstbestimmt durch jede Krise kommen | Serintogo

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert