3 Gründe für mehr Mut

CASTLEAch hätte ich doch mal. Ach würde ich doch nur. Ach ich trau mich einfach nicht.

Als ich neulich in der Themenbesprechung war, ist mir mal wieder aufgefallen, wie unmutig ich bin. Ich würde nicht sagen feige, aber oft traue ich mich einfach nicht den Mund aufzumachen und dann ärger ich mich hinterher. Und das war wieder so ein Tag. Ein Tag, an dem ich an meinem Schreibtisch saß und mich über mich selber geärgert habe.

Weil ich mich wieder untergeordnet habe. Weil ich meine Meinung nicht zu 100% vertreten habe. Weil ich dadurch unzufrieden mit meiner eigenen Arbeit war.

Ich würde mich als offen und selbstbewusst beschreiben. Aber auf der Arbeit verschwindet das oft. Auch wenn alle immer von flachen Hierarchien sprechen, habe ich meistens das Gefühl, dass ich als Autorin gaaaaanz unten in der Nahrungskette stehe. Und genauso verhalte ich mich dann oft gegenüber Vorgesetzten. Nicke, bekomme den Mund nicht auf und gestehe Fehler ein, die ich gar nicht begangen habe – aus Angst man würde mir sonst unterstellen, dass ich nicht kritikfähig wäre.

Mit diesem Ja-und-Amen-Verhalten kann man sich natürlich super easy durch das Leben schlängeln. Das Ding ist nur, dass du abends im Bett liegst und dich ärgerst.

Warum sind wir oft nicht mutig genug? Wovor haben wir Angst? Wer hat uns so unmutig gemacht?

Als ich dann so wütend an meinem Schreibtisch saß, habe ich überlegt, wann ich das letzte Mal etwas wirklich Mutiges getan habe – und ich habe wirklich lange überlegt – das spricht nicht für mich!

Deshalb will ich ab sofort mutiger werden. Damit ich mir am Ende des Tages nicht vorwerfen muss, dass ich meinen Vorgesetzten nach dem Mund rede oder dass ich mit halbangezogener Handbremse durch das Leben fahre.

Für mehr Mut im Leben habe ich drei gute Gründe gefunden.

1. Nichts zu verlieren

Ja. Abgedroschen. Aber leider wahr.

Ich erinnere mich da gerne an eine Situation vor ein paar Monaten. Ich war mit ein paar Mädels abends unterwegs. Und als wir draußen im Biergarten eines Clubs standen, ist einer Freundin ein Typ aufgefallen. Sie fand ihn süß und sagte, dass sie da mal eben hinginge. Ich traute meinen Augen kaum. Niemals, wirklich niemals, könnte ich irgendeinen fremden Typen ansprechen – sei er noch so süß.

Irgendwann kam sie wieder. Ein neues Bier in der Hand – kein Typ weit und breit. Es hat sich herausgestellt, dass er eine Freundin hatte. Aber das war egal. Das Einzige was zählte, war der Mut, den sie aufgebracht hatte, um einfach locker einen fremden Typen anzusprechen, ein bisschen zu quatschen und sich nett wieder zu verabschieden.

Sie hatte sich getraut und hat es nicht bereut.

Gerade bei fremden Menschen haben wir nichts zu verlieren. Aber auch auf der Arbeit, in der Familie oder bei Freunden sollte man immer hinter seiner Meinung stehen, gerade wenn man alleine dasteht. Bist du wirklich von der Sache überzeugt? Dann steh dazu!

Nur weil du alleine mit deiner Meinung dastehst oder weil dein Chef eine andere hat, heißt das nicht, dass du Unrecht hast. Anpassung ist einfach, aber führt zu nichts.

Nur weil wir anders denken als der Chef, werden wir noch lange nicht gefeuert. Nur weil wir nicht der gleichen Meinung sind wie die beste Freundin, ist die Freundschaft noch nicht am Ende.

Das Einzige was passieren kann ist, dass wir uns besser fühlen, wenn wir uns mehr trauen.

2. Kein aber mehrTRAUDICH!.png

Ich bin ein richtiger Aber-Mensch. Mit meinem Aber kann ich jede schöne Idee zerstören. Denn ich male mir immer das Worst-Case-Szenario aus. Und damit mache ich mir unglaublich viel kaputt.

Es gibt so Dinge, da muss man einfach durch, um am Ende zu merken, wie blöd man war, als man dachte, man könnte das nicht.

Als ich letztes Jahr mitten im Malaiischen Dschungel stand und vor einem Hängebrückenpark in 30 Meter Höhe die Kinnlade nicht mehr hochbekommen habe, da habe ich das Aber gestrichen. Es gab kein zurück – also, es gab wirklich kein zurück, denn wer eine Hängebrücke gemeistert hatte, der muss den Rest weiterlaufen, anders kam man nicht da runter.

Und es hat gewackelt, und es sah wirklich sehr unsicher aus, und es war unfassbar hoch. Aber wir waren mutig – und wir haben es nicht bereut.

Mit dem Aber versperren wir uns viele Wege selber. Aber…nein kein aber! Man findet immer ein Kontra, immer eine Ausrede, immer ein Problem. Und manchmal, da ist das auch nötig. Und manchmal, da müssen wir uns eingestehen, dass wir einfach nicht den Mut aufbringen.

3. Das Gefühl danach

Kennst du dieses Geschafft-Gefühl? Die ganze Zeit hast du mit dir gehadert. Warst dir unsicher. Hast vielleicht nicht an dich geglaubt. Und dann hast du dich überwunden – und tadaaa! Du hast es geschafft! Hast es allen gezeigt! Kannst es selber kaum fassen.

Ich erinnere mich da immer gerne an mein erstes Live-Studio-Gespräch im Radio. Den ganzen Tag war ich unterwegs, um super Töne zu organisieren. Fremde Leute zu bitten in mein Aufnahmegerät zu sprechen, war schon die allergrößte Überwindung für mich. Irgendwann hatte ich dann endlich das ganze Material zusammen. Völlig fertig und verschwitzt kam ich wieder am Sender an und dann hieß es: Achja, du bist heute übrigens live drauf. Ich???? Das habe ich noch nie gemacht. Das ist doch mein erster Tag!!! 

Doch, doch du schaffst das. Das sind die unberuhigensten Worte ever. Aber ich hatte keine Wahl. Ich kletterete durch das Redaktionsfenster in den Innenhof, las mir mein Skript einhundertmillionen Mal durch und dachte nach. Was soll passieren? Du kannst doch sprechen, du kennst dich mit dem Thema aus und die Moderatorin ist supercool.

Also atmete ich ein paar mal tief ein und aus, kletterte wieder in den Sender und stellte mich zitternd ins Studio.

Zwei Minuten und dreißig Sekunden später war alles vorbei. Ich hatte es geschafft. Es war bestimmt nicht mein bester Radioauftritt – aber es war auch keine Katastrophe. Meine Familie war stolz – und ich war sehr überrascht von mir selber. Und noch überraschter von diesem wohltuenden Gefühl.

Ich hatte mich etwas getraut und wurde mit Glückshormonen belohnt. Das Gefühl ist eine Mischung aus Überwindung, Erfolg und Stolz – und es fühlt sich wirklich ganz fabelhaft an.

Vielleicht schaffen wir es in Zukunft ein bisschen mehr Pippi Langstrumpf und ein bisschen weniger Schissi zu sein. Denn es gibt nichts schlimmeres als etwas zu bereuen, das man nicht gemacht hat, weil einen der Mut verlassen hat.

P.S. Mut ≠ Übermut!

 

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