Auf dem Holzweg

Processed with VSCO with b5 presetAls meine Schwester und ich noch Zuhause gewohnt haben, hatten wir noch Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Snowboard-Kids auf der N64 zocken. Und es gab ein Level, bei dem man mitten auf der Strecke vor die Wahl gestellt wurde. Den normalen Weg weiter fahren oder die vermeintliche Abkürzung nehmen. Etwas Neues ausprobieren. Das Unbekannte entdecken. Die Abkürzung stellte sich im wahrsten Sinne des Wortes als Holzweg heraus. Und snowboarden auf Holz ist echt scheiße! Man wird langsam. Man stolpert dauernd. Man muss vorsichtig sein. Denn man kann sich wirklich böse verletzen.

Der Holzweg wird immer als der falsche Weg deklariert. Oder gar als Irrweg. Aber muss man nicht manchmal sogar den Holzweg nehmen, um am Ziel zu wissen, was man geschafft hat? Lernt man nicht nur auf dem Holzweg die wirklich wichtigen Lektionen fürs Leben? Oder macht man sich das Leben so selber einfach nur unnötig schwer?

Ich bin ein Mensch, der sich nur ganz schwer entscheiden kann. Wenn ich zwischen zwei Dingen wählen muss, dann bäumt sich vor meinem geistigen Auge wirklich eine Kreuzung auf, vor der ich stehe und mich für den richtigen Weg entscheiden muss. Und so sehr ich es auch versuche, ich schaffe es nicht schon mal einen Blick auf die beiden Wege zu erhaschen, um abwägen zu können, welcher Weg nun der richtige sein wird. Nein. Ich muss mich entscheiden. Muss Kopf und Herz Pros und Kontras ausdiskutieren lassen. Und dann verzweifel ich, weil ich nicht weiß, wie man auf sein Herz hört. Weil ich immer schnell zum vernünftigen Weg tendiere. Zur perfekten Piste. Mit frischem Powder. Die ausgeschildert ist. Damit ich mich nicht verlaufe. Nicht die Orientierung verliere. Sondern straight mein Ziel erreiche.

Und dann kommt manchmal der Punkt an dem ich mir plötzlich denke: Hey, warte mal! Das ist vielleicht der einfachere Weg, aber noch lange nicht der richtige. Nur weil es einfach ist, ist es noch lange nicht effektiv. Vielleicht muss ich mal was riskieren. Vielleicht muss ich auch mal den Holzweg gehen. Mal fallen. Mir die Knie aufschürfen. Um dann wieder aufzustehen. Um zu wissen, dass der Weg über die perfekte Piste nicht selbstverständlich ist. Weil eine Kopf-Entscheidung nicht immer die richtige ist. Im Gegenteil. So pathetisch das auch klingt. Unser Herzchen ist gar nicht immer so blöd.

Mit den richtigen Tricks haben wir dann auch bei Snowboard-Kids den Holzweg gemeistert. Immer mit dem Wissen, dass man jeden Moment wieder stürtzen könnte.

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