Manchmal hat man soviel Glück, dass man es gar nicht fassen kann. Dann passiert etwas Gutes. Und noch was Gutes. Und noch was. Und dann denkt man irgendwann. Okay. Stop! Womit hab ich das bitte verdient? Da kann doch jetzt nur etwas ganz ganz schlimmes kommen.
Aber warum denkst du, dass du es nicht verdienst? Bist du jetzt nicht auch mal dran? Bist du nicht endlich an der Reihe? Hast du nicht lang genug nach dem Glück gesucht? Genug für dein Karma getan? Bist du es nicht, der sonst immer sagt, dass du nie Glück hast?
Na, dann schnapp es dir! Lang einmal richtig zu. Koste die Glückssträhne so richtig aus. Denn es dauert nicht lange, bis du wieder zum Meckerfritzen wirst, der sich beklagt, dass immer nur die Anderen Glück haben. Und dann verstehst du wieder nicht, warum du nicht auch mal der Glückspilz sein kannst.
Aber was heißt eigentlich Glück für dich? Muss das immer was großes sein? Ein Lottogewinn? Eine knapp bestandene Klausur? Ein Schnäppchen? Oder ist das schon viel zu hoch gegriffen? Definieren wir Glück vielleicht einfach nur falsch und haben deshalb so hohe Erwartungen an das eigene Glück? Ansprüche, die oft unerreichbar sind? Und dann fühlen wir uns unglücklich. Weil wir nicht im Lotto gewonnen haben. Auch, wenn wir noch nie Lotto gespielt haben. Es geht ums Prinzip. Wir würden ja eh nicht gewinnen.
Wir warten und warten und warten auf dieses gottverdammte Glück. Dabei gibt es das Glück nicht. Es ist ganz individuell. Mal groß, mal klein. Mal kurz und mal langanhaltend. Und manchmal ist es einfach nur dieser eine Moment. Der Moment, in dem dich ein fremder Mensch in einem fremden Land in einer unbedeutenden Sekunde anlächelt. Und dann lächelst du zurück. Und dann spürst du es. Dieses Glücksgefühl. Weil du grad zufrieden bist. Und dein Gegenüber auch. Weil ihr euch über das Leben freut. Und dieser Glücksmoment gehört euch beiden. Kein anderer hat es mitbekommen. Und obwohl er noch so klein ist, reicht er, um den Tag schöner zu machen.
Müssen wir unseren Glücksanspruch senken? Oder setzen wir uns selber so hohe Glücksansprüche, weil wir gar nicht glücklich werden wollen? Weil wir uns nicht vorstellen können, dass Glücklichsein einfach ist. Worüber sollen wir uns dann noch beklagen? Was kommt denn nach dem Glück? Geht das überhaupt? Dauerglücklichsein? Nein. Das glauben wir nicht. Das kann nicht sein. Es wär doch zu einfach, wenn uns auch schon Kleinigkeiten glücklich machen würden.
Wir wollen lieber weiter sehnsüchtig drauf warten. Drauf hoffen, dass es uns irgendwann wieder ereilt. Dieses kostbare Glück.