Ich raste aus!

IMG_3593Der Lieblingsspruch meines Hausmeisters ist: Määädschen, jetzt werd nisch jeck! Wenn ich diesen Spruch noch einmal höre, dann raste ich vollkommen aus. Ich war gestern richtig sauer. Also so richtig. Erst auf meinen Hausmeister und dann auf die ganze Welt. Wenn mein Tag schon scheiße anfängt, dann ist Hopfen und Malz verloren. Dann bringt mich eine Kleinigkeit schon auf die Palme. Ein falsches Wort und ich flippe komplett aus! So wie gestern morgen…

Alles fing damit an, dass ich nach der Spätschicht nur einen kurzen, nicht erholsamen Schlaf hatte, weil sich die Handwerker für mein Bad für 8:30 Uhr angekündigt haben. Na gut, wollen wir mal nicht so sein. Dann wird es wenigstens noch vorm Urlaub fertig. Also warte ich…und warte….und warte…Okay, ein bisschen Verspätung haben die ja alle. Da der Hausmeister den Termin gemacht hat, gehe ich also hoch, klingel und klopfe. Keiner da! Ok, um 14 Uhr muss ich zu Arbeit. Fünf Stunden umsonst gewartet. Fünf Stunden! Also gehe ich los zur Arbeit. Kopfhörer auf, Geschrammel an! Aus dem Weg! Wehe, mich spricht heute noch irgendjemand an. Nein, ich habe heute leider keinen Euro für dich. Nein, ich möchte meinen Sitzplatz in der Bahn wirklich nicht abgeben! Denn ich bin verdammt müde! Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Aber das ist heute mein geringstes Problem. Ich will einfach nur noch schreien.

Warum rasten manche Menschen schon bei Kleinigkeiten aus? Warum können andere da so gelassen bleiben? Und wie zur Hölle lernt man das? Wieso steiger ich mich immer so da rein? Und wie komm ich da wieder raus? Was, wenn tief durchatmen nicht hilft?

Irgendwann rege ich mich so sehr darüber auf, dass ich mich diese Kleinigkeiten so aufregen, dass gar nichts mehr geht. Dabei verdränge ich gerne mal, dass gar nicht alles scheiße war. Dass an diesem Morgen auch gute Sachen passiert sind. Dass ich einen super Schnäppchenflug nach Zürich gebucht hab, dass ich daran gedacht habe Kaffee zu kaufen und gestern nicht auf dem Trockenen saß, dass ich ganz viel formellen Kram in der Wartezeit abgearbeitet hab und ganz viele Dinge von meiner To-Do-Liste streichen konnte. Wieso können mich diese Sachen dann nicht wieder beruhigen?

In der Bahn zur Arbeit saß ein kleines Kind, das sich gerade genüsslich einem Schokokeks widmete. Die Schokolade war überall, nur nicht im Mund. Die Mutter hat das Ganze noch nicht mitbekommen. Ich stieg aus der Bahn und musste schmunzeln. Weil ich wusste, dass ich nicht diejenige sein würde, die hier als nächstes ausrastet. Auf der Arbeit habe ich dann irgendwann vergessen, dass ich ja eigentlich sauer bin.

Dem Hausmeister habe ich einen sehr sehr netten Zettel in den Briefkasten geworfen. Mal schauen wer jetzt jeck wird.

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